Tagebuch

18 März 2007

Good Morning, Vietnam


Auf zum naechsten Land! Nachdem wir Thailand folgend nun auch Laos besucht haben und dabei leider den hohen Norden um Luang Prabang auslassen mussten, wollten wir nun schliesslich nach Vietnam aufbrechen. Der Weg sollte uns zurueck ans andere Ufer des Mekong, von dort ueber Pakxe nach Savannakhet und schliesslich am Grenzuebergang Lao-Bao hinein nach Vietnam. Die Bus-, Zug- und Tuk-Tuk haben sich mehrfach schon als extreme spannender Teil unserer Reise herausgestellt. Nirgends sonst rauscht das jeweilige Land in so vielen Facetten wie ein Stummfilm jedoch in praechtigen Farben an einem Vorbei, wie bei einem Blick aus dem fahrenden Fenster. Und selten sonst wird der Kontakt zu Einheimischen so eng, vorausgesetzt man verzichtet auf den Luxus der zweiten Klasse und aufwaerts.

Auch hier fuer uns schon bekannte Erfahrungen: Das faszinierte Starren der Leute auf Annes blondes Haar, das gelegentliche ungenierte uns Beruehren wollen, wie einen Geist oder einen Schornsteinfeger. Huehnerkeulen, Klebreis in Bambushuelsen und weit weniger leicht identifizierbare Nahrung, die bei jedem nochsokleinen Stopp durchs Fenster gereicht werden. Die Bedeutungslosigkeit von Zeitangaben. Der Einfallsreichtum der Fahrer beim Zusammenflicken Ihres Arbeitsgefaehrts. Die Hupen-und-dann-wirds-schon-passen-Fahrmentalitaet. Und immer wieder kommen auch neue, tolle und bunte Eindruecke hinzu, die unsere Kiefer regelmaessig vor Staunen ungehemmt der Schwerkraft ausliefern. Da warden Pickups bis auf das dreifache ihrer Hoehe bestapelt als Lastentaxi genutzt. Familien machen zu viert oder fuenft Ausfluege auf Mopeds, manche mit und manche ohne Haustiere. Alles moegliche wird auf Daechern von PKW und Kleintransportern oder Bussen transportiert. So hielt das Dach eines ohnehin schon vollgepfropften Minivans einmal eine schwere Kawasaki auf seinem Dach. Und weil es an Strippen zur Befestigung fehlte, sass die ganze Fahrt ueber jemand auf der Maschine und hielt sie mit den Fuessen im Gleichgewicht.

Und so erstaunte es uns nicht weiter, als man unseren Anschlussbus von Savannakhet nach Hue mit Tonnen an wild zusammengewuerfelter Ladung bis zur Oberkante Unterlippe hin volludt. Irgendwo dazwischen fanden auch wir ein mauschiges Plaetzchen. Das ganze fuer 12 Euro pro Person. Den Anstrengungen der abenteuerlichen Fahrweise unseres Busfahrers durch den als gefaehrlich geltenden Gebirgspass nach Lao-Bao entgingen wir, indem wir uns in den Schlaf pressten. Nach zwei Stunden Fahrt war dann gegen Mitternacht kurz vor der Grenze allerdings ersteinmal Schluss. Die Haelfte der Passagiere samt Crew verliessen den Bus fluchtartig ins Nirgendwo, die andere Haelfte einschliesslich uns blickte voellig verdutzt drein. Es dauerte um die sechs Stunden, bis sich die Mannschaft wieder im Bus einfand, um die Fahrt fortzusetzen. Spaeter fiel uns ein, dass die Grenzposten wohl erst morgens wieder ihren Dienst aufnehmen wuerden. Nur hatte uns irgendwie eben niemand informiert. Nun sind wir schlauer. Seitdem vermeiden wir wo es geht Nachtbusse ueber die Grenze.


Die ersten Bilder, die unsere mueden, von der aufgehenden Sonne geweckten Blicke empfingen, waren die von saftigem, weiten Gruen. So gruen, das man reinbeissen wollte. Ueppige Vegetation ueberzog die Berge im Hintergrund. Kraeftiger Reis fuellte die Feldterassen bis an die Haenge. Mit der Laender- hatten wir auch eine Klimagrenze ueberschritten.

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